Als „Branchenneuling“ durfte ich mit meinem Kollegen Sepp Stauber nach Ungarn aufbrechen. Unsere Ziele waren die Regionen um Eger und Tokaj. Unser erster Zwischenstopp war in Györ. Die Kleinstadt liegt nahe der österreichischen/ungarischen Grenze und Budapest, wunderbar geeignet für einen Rundgang. Mit renoviertem Marktplatz und Häusern aus der Renaissance überrascht Györ seine Gäste. Nach einem Mittagessen direkt am Marktplatz ging es für uns weiter nach Eger, wo wir abends im Hotel Eger & Park ankamen.
Am nächsten Morgen erwartete uns bereits die Reiseleiterin im Hotel. Sie führte uns durch die Stadt und brachte uns die Geschichte von Eger näher. Das besondere an Eger ist, dass fast die ganze Stadt unterkellert ist. Sogar unter der Basilika – übrigens die zweitgrößte Kirche ganz Ungarns – befindet sich der unterirdische Weinkeller des Erzbischofspalastes. Die Universität ist nicht nur von außen sehenswert, sondern überzeugt auch von innen durch die historische Bibliothek und den Astronomischen Turm.
Wie ich erfahren habe, blieb jedoch auch Eger vom Türkischen Krieg im 15. Jahrhundert nicht verschont. Eine ganz wichtige Rolle spielte damals der Soldat und Burgwächter István Dobó, nach dem heute der Hauptplatz von Eger benannt wurde. Ihm ist es damals gelungen, die Burg Eger gegen die Türken zu verteidigen. Heute wird er noch als Held gefeiert und so ist ihm am Hauptplatz eine Statue gewidmet.
Das Tal der schönen Frauen, welches am Stadtrand von Eger liegt, ist der ideale Ort für ein typisch ungarisches Mittag- oder Abendessen mit Folklore. Eine der besten Adressen ist die „Csarda Kulacs“, wo wir uns mit hausgemachtem Gulasch (im Ungarischen heißt das Gulasch übrigens Pörkölt) stärkten. Die Weinkeller mit ihren kleinen Terrassen überall an den Straßen laden zu einem Spaziergang ein.
Anschließend ging es für uns in das kleine Örtchen Szilvasvarad, wo eine ganz besondere Attraktion auf uns wartete. Mein persönliches Highlight war hier die Pferdekutschfahrt und Lipizzanerherde, die wir auf einer Weide besuchen durften. Der Hüter der Herde lockte sie zu uns, damit wir sie genauer betrachten konnten. Einige der Pferde kamen sogar auf uns zu und ließen sich von uns streicheln. Im Museum wurde mir dann klar, welche Bedeutung diese starken und schlauen Pferde für Ungarn haben und wie stolz sie auf diese Rasse sind.
Noch in Gedanken bei den beeindruckenden Pferden ging es dann weiter zu der Schmalspurbahn im Bükk Gebirge, die uns den Berg hinauf brachte. Dort angekommen, machten wir einen kleinen Rundgang. Leute spielten in der Wiese mit ihren Kindern und andere genossen mit einem Picknick die Sonnenstrahlen – Idylle pur!
Im ländlich eingerichteten Restaurant Magtrár Fogadó erwartete uns dann am Abend feinste Küche und Weine aus der Region. Grandiose Komponenten machten jedes Gericht einzigartig und zu einem Augen- und Gaumenschmaus!
Der nächste Tag hatte für uns besonders die ungarische Natur in petto. Bei einer Schifffahrt auf dem zweitgrößten See Ungarns, dem Theißsee, welcher viele verschiedene Vogel- und Pflanzenarten beheimatet, hatten wir das besondere Erlebnis, einen Eisvogel sehen zu können. Die Schiffsbegleitung erzählte uns von den Besuchern im Sommer. Viele kommen, um rund um den See zu radeln. Der dort angelegte Radweg mit vielen Brücken, die über den See führen, ist dazu perfekt geeignet. Im Ökozentrum Poroszló, direkt beim See, konnten wir noch die zahlreichen heimischen Fischarten im Aquarium bestaunen.
Wir verließen den See und machten uns dann auf dem Weg nach Hortobágy-Puszta, wo wir in der örtlichen Csarda zu Mittag aßen. Etwas Einzigartiges sind die Reitervorführungen, die uns danach erwarteten. Empfangen wurden wir ganz typisch mit Pogatschen und Palinka, dem bekanntesten Schnaps des Landes. Die Kutsche brachte uns dann raus in die Tiefebene, wo vor allem Büffel, Schafe und Ochsen die Region prägen. Die Bewohner von Hortobágy sind sehr stolz auf ihr Land und auf ihre Tiere, besonders natürlich auf die Pferde. In Tracht und bei traumhafter Kulisse, führten sie uns dann die Kunststücke, die sie mit den Pferden trainieren, vor.
Am Nachmittag besuchten wir noch die rege Stadt Debrecen, bei der sich auf dem Marktplatz das Leben abspielt, bevor wir dann in die Weinbauregion Tokaj aufbrachen. Genauer gesagt, machten wir uns auf dem Weg zum Schlosshotel Andrassy Residence Wine & Spa nach Tarcal, wo wir gegen Abend einchecken durften. Kurz gesagt – das 5-Sterne-Haus ist ein absoluter Traum! Im Spabereich bleiben keine Wünsche unerfüllt, das Frühstück ist reichhaltig mit vielen regionalen und selbstgemachten Produkten und beim köstlichen Abendessen isst das Auge mit!
Trotz des schönen Hotels wollten wir natürlich am nächsten Tag auch Tokaj erkunden, so machten wir uns zuerst in die 5 km entfernte Stadt zu einem Rundgang auf. Tokaj ist nicht nur der Name der Stadt sondern der gesamten Weinbauregion. Die warme Luft im Sommer, die beiden Flüsse, die hier zusammen treffen und der warme vulkanische Boden machen den Wein hier zu was Besonderem. Davon konnten wir uns selbst bei einer Weinprobe im Rákóczikeller und im Weingut Disznokö überzeugen. Beim anschließenden Mittagessen im Restaurant Sargaborhaz durften wir ungarische Hausmannskost genießen.
Der Nachmittag besuchten wir die in der Ortschaft Sarospatak gelegene Burg. Der älteste Teil der Burg- und Schlossanlage ist der rote Turm. Im Jahr 1616 ging diese Burg an die Familie Rákóczi über, diesen Namen trägt die Burg, trotz Familienwechsel, auch heute noch. Auf 4 Stockwerken verteilte sich damals der Wohnraum in dem Turm. Im Inneren ist ebenso eine Kapelle zu finden, in der heute noch an besonderen Tagen Messen abgehalten werden.
Der fünfte Tag war auch schon der letzte Tag, an dem wir uns wieder auf dem Heimweg machten. Jedoch wollten wir uns zuvor noch unbedingt das Goralendorf Hollokö anschauen. Empfangen wurde wir von zwei älteren Damen in ungarischer Tracht mit Pogatschen und Schnaps. Zuerst sangen sie für uns und anschließend hatten wir die Gelegenheit, selbst diese Tracht einmal anzuprobieren. Mit sechs Röcken und einem besonderen Hut, der damals den Familienstand der Frauen deutete, wurde ich ausgestattet. Fast jedes Haus in dem Goralendorf wurde neu renoviert, jedoch sehen diese Häuser genau so aus, wie sie vor 100, ja manche sogar auch vor 150 Jahren, ausgesehen haben. In den meisten Häusern befinden sich heute Museen, diese zeigen vor allem das frühere Leben in den Dörfern. Die Dame, die uns durch das Dorf führte, überraschte uns anschließend mit einem Mittagessen bei ihr zu Hause mit ihrem Mann. Diese Gastfreundschaft, die wir hier und während der gesamten Reise erfahren durften, macht für uns die Reise unvergesslich.
Gerne würden wir auch Sie in Ungarn begrüßen!
Angelina Hodosi