Unterwegs in Bratislava und den Kleinen Karpaten

Die slowakische Hauptstadt entwickelt sich weiter sehr positiv. Kirsten und Hartmut Wolff waren kürzlich vor Ort.
Für ein verlängertes Wochenende stand mal wieder Bratislava, die Hauptstadt der Slowakei, die in den letzten Jahren mit einer rasanten wirtschaftlichen und touristischen Entwicklung aufwarten kann, in unserem Fokus. Sie liegt unweit des Dreiländerecks Österreich, Ungarn und der Slowakei, nur eine Stunde Fahrzeit von Wien entfernt. Hier kreuzten sich früher wichtige europäische Handelsstraßen, heute produzieren hier u.a. VW, Porsche und Samsung. In der zweiten Hälfte 2016 übernimmt die „kleine Großstadt“ die EU-Präsidentschaft für ein halbes Jahr, rückt somit noch stärker in unser aller Bewußtsein. Die Altstadt wurde liebevoll restauriert, lädt neben einer ausführlichen Besichtigung zu einem entspannten Bummel ein. Die k.u.k.-Zeit wird nicht nur durch die vielen einladenden Kaffeehäuser lebendig.

Mein Mann und ich hatten uns für das Wochenende eine Mischung aus allem vorgenommen: Hotelbesichtigungen, Kulinarik, ein Besuch einer Opernvorstellung, Ausflüge in die nähere Umgebung, Besuch der modernen Shopping-Mall Eurovea und zur Entspannung: Der schwerste Golf-Platz Europas in Bernolakova, der relativ nah bei Bratislava liegt.

Als Standort haben wir das Radisson Carlton gewählt, da wir von hier alles im Zentrum fußläufig erreichen konnten. Der prachtvolle Bau liegt direkt am Hviezdoslavplatz, direkt gegenüber dem Slowakischen Nationaltheater, also perfekt für alle Kulturgruppen. Abends führte uns unser Weg ins gegenüberliegende Restaurant Zylinder, das uns mit seiner typischen slowakischen Küche überzeugte – angelehnt an die k.u.k.-Zeit, relativ üppig, aber sehr, sehr gut. Überall findet man inzwischen eine große, überzeugende Auswahl an slowakischen Weinen, die einen Vergleich zu österreichischen, deutschen oder italienischen Weinen nicht zu scheuen brauchen, vor allem im Weißweinbereich.

Den nächsten Tag haben wir dann der ältesten Stadt der Slowakei, Nitra, gewidmet. Nach wie vor sehenswert ist der Burgkomplex in der Oberen Stadt, von dem man einen phantastischen Blick in die Umgebung zu den Kleinen Karpaten hat. An den gotischen Bischofspalast schließt die Kathedrale an. Ein Erlebnis der Besuch in der Diözesanbibliothek – ein Benediktiner-Abt verbringt hier schon fast sein ganzes Leben. Er kann einem fast jedes der ausgestellten Bücher, Zeitungen und seltenen Exponate erklären. Danach haben wir das Restaurant Jelsovce besucht, das in einer früheren Mühle integriert ist. Neben dem schön eingerichteten Restaurant ein Wintergarten, der direkt zum kleinen Teich führt. Ein Kleinod mit perfektem Service. Bis Oktober ist das Restaurant am Wochenende ausgebucht, was wir sehr gut nachvollziehen können. Internationale Spitzenqualität hat die eigene Hausbrennerei, die verkosteten Schnäpse waren sehr mild und aormenintensiv, die relativ hohen Preise aber absolut gerechtfertigt.

Nach wie vor ein Kleinod die Kurstadt Piestany, deren Kurinsel zu einem Spaziergang durch die gepflegten Grünanlangen einlädt. Das wunderschön renovierte Jugendstiljuwel „Grandhotel Thermia Palace“ versetzt einem in eine andere Welt, wir haben uns zumindest für eine Kaffeepause Zeit genommen. Dann ging es zurück nach Bratislava, denn  wir haben einen Tisch im Restaurant „UFO“ bestellt, das über der Brücke des Slowakischen Nationslaufstandes „schwebt“. Unglaublich sind die Ausblicke aus 80 Meter Höhe auf die Burg, die Donau, die Altstadt, einfach auf die ganze Stadt. Was muss es für ein Erlebnis sein, hier Silvester zu feiern! Die Speisekarte war international, sehr gehoben, aber solch einen Abend verbringt man auch nicht jeden Tag. Ein gut geschulter Sommelier und sehr freundliches Personal ließen neben den kulinarischen Köstlichkeiten Freude aufkommen.

Am nächsten Tag haben wir mit dem beeindruckenden Botschaftsviertel, das teilweise durch seine ganz modernen Villen und dem phantastischen Blick von der Burg auf die Stadt besticht, begonnen, bevor es uns in Richtung Kleine Karpaten gezogen hat. Fast nach Österreich versetzt fühlt man sich in der Winzerstadt Pezinok. Der Besuch des Weinbaumuseums vermittelt viel Wissenswertes über Geschichte und Gegenwart des Weinanbaus in der Slowakei. Das Mittagessen und die Weinverkostung in einem Weinkeller der Vinum Galeria Bozen waren ein Erlebnis, die Weine sind vom Standard, aber auch vom Preis auf internationalem Niveau angekommen. Bisher wird nur wenig Wein exportiert, da die inländische Nachfrage groß genug ist und das Marketing noch nicht auf Export eingerichtet ist. Das nächste Mal richten wir uns darauf ein, mit einem größeren Auto anzureisen. Ein Cappucino in einem der neuen Szene-Lokale an der Promenade neben dem Eurovea rundete unseren Ausflug ab, auch in Bratislava kann man an einem Samstagnachmittag sehr gut „Leute gucken“.

Abend stand dann „Carmen“  auf unserem Programm, eine unserer Lieblingsopern. Und unsere Erwartungen wurden wieder einmal mehr als erfüllt: eine wunderschöne Inszenierung, ein originelles Bühnenbild und eine sehr gute Besetzung ließen den Abend in diesem Traditions-opernhaus von Helmer und Fellner zu einem weiteren Höhepunkt der Reise werden. Wir verstehen unsere Teilnehmer, dass sie gerade wegen der historischen Opernhäuser und ihren zumeist traditionellen Inszenierungen nach Osteuropa kommen. Und Bratislava hat mit Lucia Popp, Edita Gruberova und Peter Dvorsky schließlich große Stimmen hervorgebracht.

Bevor wir unsere Heimreise gen Bayern angetreten haben, wollten wir am Sonntag noch den schwersten Golfplatz Europas spielen – den Black River Platz in Bernolakova. Das dazugehörige, zur Zeit in Renovierung befindliche Barockschloss, wurde im 18.Jahrhundert im Auftrag der Familie Esterhazy durch Jakob Fellner erbaut. Der Platz selbst fing dann harmlos an, aber nach einigen Löchern konnten wir die Einstufung sehr gut nachvollziehen… Wir haben tatsächlich noch nie so einen anspruchsvollen, in die Natur integrierten Platz mit vielen Wässern, Schräglagen, altem Baumbestand etc. gespielt. Auch in dieser Hinsicht voll zufriedengestellt, haben wir uns dann auf die Rückreise gemacht.

Fazit: die kleine Hauptstadt Bratislava ist wirklich ein verlängertes Wochenende Wert. Sie bietet für jeden etwas, wirkt heimelig und städtisch zugleich. Dienstleistung und Innovation werden groß geschrieben, Küche und Weinkeller verwöhnen Leib und Seele. Für kulturinteressierte Besucher hat das Nationaltheater neben dem traditionellen Opernhaus mit einem Neubau und der Philharmonie nun drei hervorragende Musentempel zur Verfügung.

Mai 2015

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