Radtouren an der polnischen Ostseeküste
Zusammen mit meinem Kollegen Sepp Stauber und zwei polnischen Kolleginnen durfte ich Ende September Radtouren an der Ostsee testen und sammelte weitere Eindrücke in der Hauptstadt Warschau und der Hansestadt Danzig.
Unsere vielfältige Infotour begann in Warschau: Bei einer kleinen Stadtbesichtigung mit dem Auto sahen wir unter anderem die Königsstraße, das ehemalige jüdische Ghetto und den Umschlagplatz – einst ein Güterbahnhof, auf dem die Juden während des Holocausts regelrecht zusammengetrieben und zu den Konzentrationslagern transportiert wurden. Weitere Infos zu diesem Thema bekamen wir schließlich im Polinmuseum, dem Museum der Geschichte der polnischen Juden. Hier werden die geschichtlichen Fakten und Ereignisse über die Jahrhunderte hinweg eindrucksvoll und vor allem überraschend objektiv dargestellt. Nach einem anschließenden Altstadtrundgang pausierten wir zum Mittagessen im gemütlichen Lokal „Podwale“. Der Abschluss unseres ersten Tages war das Abendessen zusammen mit allen unseren Kollegen aus dem Wolffbüro in Warschau.
Am nächsten Tag standen eine Fahrt auf dem Oberlandkanal und die Innenbesichtigung der Marienburg (Malbork) auf dem Programm. Der Oberlandkanal fasziniert durch pure Natur einerseits, andererseits kommt man nicht umhin, die Konstruktionen der geneigten Ebenen zu bewundern, mit der die Schiffe bereits ab dem Jahr 1860 landwirtschaftliche Exportprodukte über die Rollberge transportierten. Das imposante Gelände der Marienburg ist ebenfalls einen Besuch wert – bei einer Innenbesichtigung in ausgewählten Räumen fühlt man sich regelrecht in das Mittelalter zurückversetzt. Zahlreiche Ausstellungen lassen die Träume mancher Historiker wahr werden. Strahlender Sonnenschein begrüßte uns schließlich am dritten Tag in Krynica Morska, so dass unserer geplanten Radtour nichts im Wege stand. Wir radelten von unserem Hotel bis zur russischen Grenze, begleitet von beruhigendem Meeresrauschen. Zurück im Hotel machten wir uns kurz frisch und brachen dann auf zur Frauenburg (Frombork). Auf der Rückfahrt zum Hotel wurde ein kurzer Stopp in Elbing eingeplant.
Am nächsten Tag hieß es bereits wieder Abschied nehmen von Krynica Morska, denn uns erwarteten eine Reihe von Hotelbesuchen in Danzig und Sopot. Natürlich durfte hier die Besichtigung der Mole in Sopot nicht fehlen, auch die Oliwakathedrale auf der Rückfahrt nach Danzig fanden wir mit ihrer prächtigen Inneneinrichtung äußerst beeindruckend. Auf unser abendliches Programm freuten wir uns als „bayerische (Möchtegern)-Bierkenner“ besonders: Eine Bierprobe in der Brauerei im Hotel Gdansk – wir durften das beste Lagerbier in ganz Polen probieren und wurden nebenbei mit leckeren polnischen Gerichten versorgt. Da wir alle brav aufgegessen haben, beglückte uns der Wettergott am nächsten Tag wieder mit sonnigem Herbstwetter und angenehmen Temperaturen – die zweite Radtour konnte also beginnen! Mit dem Auto fuhren wir bis nach Jurata, wo wir uns Fahrräder liehen und auf der Halbinsel Hel bis zur gleichnamigen Stadt radelten. Dort angekommen besichtigten wir die Robbenstation und den Leuchtturm. Anschließend fuhren wir die Landzunge direkt am Meer entlang – ein herrlicher Ausblick. Hel war gut besucht, aber dennoch ruhig – aufgrund der unzähligen Cafés, Restaurants und Kneipen kann man sich die Stadt jedoch lebhaft als Touristenmagnet vorstellen. Nach einem reichhaltigen Abendessen zurück in Danzig brachen wir nochmal zu einem Altstadtbummel auf, hier sahen wir unter anderem die Marienkirche, die Frauengasse, den Neptunbrunnen, den Artushof, die neue Brücke und das grüne Tor. Danzig begeistert auch bei Nacht als pulsierende, lebhafte Stadt mit großartigem Altstadtflair.
Der letzte Tag führte uns schließlich noch nach Gdingen, um die Dreistadt vollständig abzuschließen. Wir besuchten ein weiteres Hotel und ein Spaziergang zum Hafen und den Strand entlang war der Abschluss unserer Reise – gibt es doch hier die „gesündeste“ Luft in der ganzen Dreistadt! Alles in allem konnten wir auf dieser Infotour sehr viele neue Eindrücke sammeln und durchaus wieder einmal neue Facetten des Landes Polen kennenlernen.
Nicht zuletzt können wir eine Radtour entlang der Ostseeküste jedem Radfahrer nur ans Herz legen – unberührte Natur und wunderschöne Landschaften treffen hier auf unvergessliche Städteerlebnisse.
Pia Kollmer