Bukarest – Von der Hauptstadt ans Schwarze Meer
Anfang Oktober durfte ich einen Kurztrip nach Bukarest unternehmen, um dort meine Kenntnisse über Rumänien aufzufrischen und zu vertiefen. Nach der Ankunft speiste ich in einem Restaurant im Norden der Hauptstadt und war schon von den ersten Eindrücken überwältigt. Wer erwartet schon inmitten einer Großstadt mit einer geschätzten Einwohnerzahl von 2 Mio. eine wunderschöne Parkanlage mit See? Nach einem schmackhaften Menü ging es weiter ins Dorfmuseum von Bukarest, eine wundervolle natürliche Anlage mitten in der Stadt, die den Besuchern das Leben der Rumänen aus vielen Zeitaltern vorstellt. Man sieht viele alte Originalhäuser aus den verschiedensten Regionen Rumäniens und bei deren Besichtigung kann man in etwa nachempfinden, wie das einfache Leben früher gewesen sein muss. Nachdem ich nun in der Vergangenheit gewandelt war, wurde es Zeit für das moderne und aufstrebende Bukarest. Ich besuchte die Innenstadt und wandte mich den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu. Beim Platz der Revolution erfuhr ich Wichtiges und Spannendes über die Geschichte Rumäniens während der kommunistischen Zeit und konnte mir ein Bild vom Kampf der Rumänen gegen das diktatorische System machen. Für alle ein bewegender Augenblick, den Ort der Revolution von 1989 zu sehen, an dem die Freiheit Rumäniens ihren Anfang nahm.
Vorbei am Triumphbogen ging es dann Richtung Parlamentspalast, der ja schon auf Bildern unglaublich imposant wirkt, in Wahrheit aber einfach alles übertrifft. Allein der Anblick von außen lässt einen staunen. Leider konnte ich ihn wegen eines NATO-Treffens nicht von innen besichtigen. Bei der Rundfahrt fallen natürlich die Plattenbauten auf. Wer aber nun denkt, dies stört das Stadtbild, der täuscht sich. Denn so entsteht ein sehr guter Eindruck, wie Rumänien war und wie es jetzt ist. Die vielen Versuche, die Plattenbauten zu verschönern oder zu „verdecken“, gelingen den Einwohnern relativ gut und es entsteht ein einzigartiges Stadtbild, wie wohl sonst in Europa nicht zu finden ist. Nach einem abschließenden Spaziergang durch die wundervoll belebte Altstadt, bezog ich mein Zimmer im Hotel im Stadtzentrum und speiste in einem traditionellen Restaurant nur wenige Meter entfernt. Das Ambiente war auch hier beeindruckend, denn die Restaurantanlage erstreckte sich wundervoll angelegt über mehrere Terrassen und Innenräume. „Fine dining“ tradtionell.
Der zweite Tag stand im Zeichen der Natur, denn heute war eine Fahrt von Bukarest nach Tulcea, ins Donaudelta, angesagt. Zudem besuchte ich einige Hotels dort vor Ort. In der Nebensaison ist es an der Donaupromenade sehr ruhig, im Sommer ist Tulcea eine sehr belebte Stadt mit großem Tourismusangebot. Mein Besuch zielte vor allem auf eine Bootsfahrt durch das Donaudelta, um diesen wunderschönen Flecken Erde aus nächster Nähe zu erleben. Leider hat das Wetter mir einen Strich durch die Rechnung gemacht und so erlebte ich die Fahrt mit einem Schnellboot auf „japanische Art“. Aber trotz aller widrigen Umstände ware ich erstaunt über die gewaltigen Ausmaße dieses Biosphärenreservats, schaut es doch auf Karten immer kleiner aus… Eine Unmenge an Vögeln bewohnt das Delta und auch die Brutplätze der Vögel sind auf einer Schiffstour durch das Delta besuchbar. Ein Naturerlebnis der besonderen Art, einzigartig in dieser Weise in Europa. Wie schön muss es wohl in der Saison sein! Da ich nach diesem Erlebnis noch Zeit hatte, ging es dann spontan noch weiter Richtung Schwarzes Meer, nach Constanta. Die Hafenstadt am Schwarzen Meer begrüßte mich mit einer wirklich starken Windbrise. Mit leichtem Seitengang arbeitete ich mich über den Ovidplatz, das Zentrum von Constanta mit seiner Skulptur des römischen Dichters Ovid, der dort im Exil war. Nach einigen Hotelbesuchen und einem Blick aufs stürmische Schwarze Meer und den Strand machte ich mich auch schon auf den Rückweg Richtung Bukarest und speiste zum Abschluss des Tages im Hotelrestaurant.
Der dritte und letzte Tag der Reise stand vormittags im Zeichen der Hotels. Eine Stärkung bekam ich dann im Restaurant „Caru cu Bere“ in der Altstadt Bukarests, wo unglaublich leckere traditionelle rumänische Speisen aufgetischt werden. Ja – das Restaurant ist touristisch, aber innen vom Ambiente her wunderschön und das Essen ist einfach sehr gut! Am Nachmittag besuchte ich noch das Schloss Mogosoaia, etwas außerhalb von Bukarest gelegen, welches noch äußerst gut erhalten ist und im Inneren interessante Sammlungen aus früheren Epochen birgt. Verschiedene, wechselnde Ausstellungen im Inneren des Schlosses können ganzjährig bestaunt werden. Den Abschluss des Tages bildete ein Ausflug zum Kloster Snagov, welches auf einer „einsamen“ Insel in einem See liegt und nur über eine Brücke erreichbar ist. Noch vor nicht all zu langer Zeit war das Kloster nur mittels Boot zu erreichen. Einer der früheren Stifter des Klosters war der wohl berühmteste Rumäne aller Zeiten, Vlad Tepes, der auch das Vorbild für Bram Stokers Dracula gab. Eine Legende behauptet, dass der ehemalige Feldherr auch auf der Insel des Klosters begraben wurde, doch trotz großer Suchaktionen konnte seine Grabstätte leider nie gefunden werden und so bleibt die Legende. Doch dafür konnte ich die besondere und geheimnisvolle Atmosphäre dieses abgeschiedenen Örtchens genießen und bestaunte die wundervollen typischen Wandmalereien im Kircheninneren.
Leider war meine Reise nun auch schon wieder zu Ende und ich musste den Heimflug antreten.
Unser Fazit: Rumänien ist immer eine Reise wert, egal ob man den Schwerpunkt auf Kulinarisches, Kulturelles, Geschichtliches oder Geheimnisvolles und Unentdecktes legt. Ein Land der Kontraste und Gegensätze, das für jeden Besucher das Richtige zu bieten hat.
Es war mit Sicherheit nicht mein letzter Besuch in Bukarest!