Unsere Tour durch Montenegro war mit Dubrovnik kombiniert, einmal da die Flugzeiten ab/bis München für uns optimal waren, zum anderen um uns auch in und um Dubrovnik wieder auf den neuesten Stand zu bringen.
Generell eignet sich Dubrovnik sowohl als Kurztrip per Flug für ein Wochenende oder als ein Höhepunkt während einer Kroatien- bzw. Südosteuropa-Rundreise, ebenso wie sich Montenegro als Bus- du Flugziel eignet. Wer ein außergewöhnliches Wochenende verbringen möchte, so gut wie alles kennt und einfach mal wieder total überrascht werden möchte, dem lege ich Tivat bzw. Budva ans Herz, mit Direktflug nach Tivat oder Podgorica.
Dubrovnik ist nach wie vor die kroatische Perle an der Adria. Wer kennt nicht den atemberaubenden Blick auf die Bucht mit der charakteristischen Altstadt, die vollständig von einer massiven im 16.Jh. fertiggestellten Stadtmauer umgeben ist und von der UNESCO 1979 zum Welterbe ernannt wurde. Die tausendjährige Stadt mit dem historischen Kern blickt auf eine einzigartige politische und kulturelle Vergangenheit zurück. Zu Recht wird die lebendige und reizvolle Stadt eine der schönsten an der Adria genannt, die viele Künstler und Intellektuelle inspiriert. Wenn man das Piletor durchschritten hat, befindet man sich mittendrin. Die ehemalige unabhängige Städterepublik Ragusa stand vom 14. Bis 16.Jh. in ihrer Blüte, der kulturelle und wirtschaftliche Wohlstand zeigt sich bis heute in den prächtigen kirchlichen und weltlichen Gebäuden. In der Kathedrale Velika Gospa befindet sich die „Himmelfahrt Mariens“ aus der Werkstatt Tizians, in der Klosterapotheke im Franziskanerkloster ist heute ein Museum untergebracht. Auf einem Rundgang lohnen das Fort Sv. Ivan, in dem heute das Meeresmuseum untergebracht ist, ebenso einen Besuch wie das Stadtmuseum im Rektorenpalast. Eine angenehme Unterbrechung ist die Terrasse des Cafes, von dort genießt man den Blick auf das bunte Treiben der vielen, vielen Gäste, die sich dieses Städtejuwel nicht entgehen lassen möchten. Wenn auch nicht ganz günstig, so lohnt sich ein Rundgang auf der Stadtmauer, man umrundet damit die gesamte Stadt und genießt die Ausblicke auf das Meer, den pittoresken Alten Hafen, die markante Landschaft aus bepflanzten Dachterrassen, Türmen und Dachpfannen. Der Besuch kann mit einer Fahrt mit der Zahnradbahn zum Militärmuseum und einem atemberaubenden Blick auf die Stadt ebenso bereichert werden, wie mit einem Schiffsausflug zur Insel Lokrum oder zum Fischerdorf Cavtat, wo wir am Hafen in einem Fischerlokal den lukullischen Genüssen der Meereswelt erlegen sind.
Von Dubrovnik ging es mit einem fast schon luxuriösen Sprinterbus in Richtung Montenegro, das nur einen Katzensprung entfernt liegt. Die Grenzabfertigung – Personalausweis genügt – verlief relativ schnell trotz Schengen-Außengrenze. Während Kroatien zwar EU-Mitglied ist, aber noch immer über seine eigene Währung Kuna verfügt, befindet sich Montenegro noch immer in den EU-Beitrittsverhandlungen, hat dafür aber schon den Euro. Eines der ersten Dinge, die uns unser Reiseleiter Ivan stolz erklärt. Wie kam es dazu? Das Land hat keine eigene Währung. Vor der Einführung des Euro im Jahr 2002 war die Deutsche Mark seit der rasanten Abwertung des jugoslawischen Dinars in den 1990er Jahren praktisch die Währung für alles. Als dann der Euro eingeführt wurde, begann Montenegro diese einseitige Nutzung, bei der es bis heute geblieben ist – dafür gibt es keine Münzen mit länderspezifischen Design. Was macht den Charme dieses kleinen Landes mit nur ca. 630.000 Einwohnern aus? Wovon lebt es und wie lebt man dort? Die „Schwarzen Berge“ gaben diesem außerordentlich schönen Stück Erde seinen Namen. Flächenmäßig hat es nur die Größe eines mittleren deutschen Flächenbundeslandes, aber dafür bekommt es Spitzennoten für seine Landschaft, das beständige Wetter und seine Gastfreundschaft. Vieles dort ist wirklich einzigartig: die Bucht von Kotor, der längste Strand der Adria, die tiefste Schlucht Europas, die höchste Eisenbahnbrücke, der größte Binnensee Europas und mit die teuersten Jachten, die man in Europa finden kann. Als das versuchen wir, in den nächsten Tagen zu erkunden. Von unserer letzten Reise erinnerten wir uns noch an die Mühle, die Stari Mlini, wo wir unser erstes Mittagessen eingenommen haben. Romantisch eingebettet zwischen den Schwarzen Bergen und der wunderschönen montenegrinischen Küste, praktisch in den Gewässern des wilden Flusses Ljuta… Fisch vom Feinsten und eine Weinkarte, die international keinerlei Wünsche offen lassen würde. Wir haben es bei einem einheimischen Krstac belassen, Oligarchen können ja den Petrus oder Sassicaia für einige Tausend Euro bestellen. Uns hat dies eher amüsiert. Anschließend haben wir begeistert und fast ehrfürchtig die Fahrt um die Bucht von Kotor genossen – einen Teil per Bus, den anderen per Schiff. Während der Rundfahrt bietet sich immer ein Blick auf die Kircheninsel Gospa od Skrpjela, deren im 15.Jh. erbaute Kirche „Maria vom Felsen“ im Inneren reich geschmückt ist. Insgesamt kann man 41 km rundum fahren, der Fjord umfasst ein ca. 30 km langes Becken, das von fast 1.900 m hohen Bergen einfasst wird – ein Naturerlebnis der besonderen Art. Von Perast mit seinen vielen Kirchen und Palazzi haben wir das Panorama bis nach Kotor vom Schiff aus genossen – Urlaubsfeeling pur. Mit Kotor erwartete uns dann eine weitere Perle, Weltkulturerbe und selbst von den Montenegrinern als schönste Stadt ihres Landes bezeichnet. Viele kleine Plätze mit unzähligen Cafes, verwinkelte Gassen und unzählige Palazzi und Kirchen aus unterschiedlichen Epochen, alles von einer über 4 km langen Stadtmauer eingefasst, lassen an eine kleine Museumsstadt denken, wenn es nicht gleichzeitig so lebendig wäre. Anschließend ging es für uns dann nach Tivat, genau nach Porto Montenegro weiter, wo wir mit dem Hotel Regent eine der Adresse in dem kleinen Balkanstaat bezogen haben. Mitten im Jachthafen gelegen, bestätigt es das Anliegen der Montenegriner eher auf Qualität als denn auf Quantität zu setzen. Am nächsten Morgen haben wir dann mit einer atemberaubenden Fahrt über 25 enge Haarnadelkurven in das Hinterland Montenegros begonnen. Belohnt wurden wir mit einem fast schon kitschigen Blick auf die Bucht von Kotor – zu unserer Freude konnten wir an diesem Morgen drei große Kreuzfahrtschiffe entdecken, die die Bedeutung dieses Naturwunders untermauert haben.
Nachdem wir unserem Fahrer für diese perfekte Fahrt gedankt haben, schließlich hält man es für kaum möglich, dass diese enge Straße Gegenverkehr zulässt, haben wir uns auf eine Schinkenverkostung in Njegusi gefreut, ein kleiner Ort mit Bauernhäusern, in dem der legendäre Dichterfürst Petar II. geboren wurde. Heute beherbergt sein Geburtshaus ein kleines Museum. Weiter ging es für uns zu einer Legende, deren Besuch wir schon von zuhause aus seit einigen Wochen vorbereitet hatten: Einmal die sagenumwobene Hotelinsel Sveti Stefan besuchen. Gegen eine Gebühr und nur, wenn die Insel nicht ausgebucht ist, kann man das ehemalige Fischerdorf, das komplett zu einer privaten Hotelinsel heute der Aman-Gruppe umgebaut wurde, besuchen. Über einen Damm nur zu Fuss zu erreichen eröffnen sich bei unserem Rundgang immer wieder neue Ausblicke auf das Meer, die Küste und den Strand, drei kleine Kirchlein sind bis heute erhalten. Letztendlich ist es ein absolutes Luxusresort, dass den Reichen der Reichen dieser Erde als Rückzugsort dienst. Es gibt keinen offensichtlichen Luxus, auch die Zimmer sind nicht „überkandidelt“, man zahlt wohl die exorbitanten Preise für die Exklusivität und Privatsphäre – für uns nicht nachvollziehbar, aber wir möchte und kann…
Den Nachmittag haben wir dann in einem Strandcafe in Budva ausklingen lassen, Anfang Oktober den Badenden in der Sonne und im Meer zuzusehen, macht schon Spaß , vor allem vor der Kulisse der mächtigen Stadtbefestigung. Ein kleiner Spaziergang durch die Altstadtgassen und –gässchen war dann ein Versuch, den „Vulcano“, einen kleinen Schokoladenkuchen, wieder abzuarbeiten. Die meisten Hotels liegen übrigens im 2 km entfernten Ortsteil Becici, das mit einem Touristenbähnchen sehr gut angeschlossen ist. Abends ging es dann nochmals zurück in die Berge um Budva, um im hoch über dem Meer gelegenen „Casa mia“ nicht nur den traumhaften Sonnenuntergang, sondern auch den Ausblick auf den unten liegenden Villen, z.T. mit Privatstrand, zu genießen. Am nächsten Tag dann das absolute Kontrastprogramm, früher aufstehen und dann mit unserem Bus zum Bahnhof der Hauptstadt Podgorica, der aber eher einem Kleinstadtbahnhof ähnelt. Das Bahnticket ist sehr erschwinglich – auch hier mal wieder der Gegensatz im Lande: Manches ist recht teuer, andere Dinge aber auch wieder sehr günstig. Ziel war Kolasin, am Oberlauf der Tara. Aber heute war der Weg unser Ziel, denn die Hälfte der Oberfläche Montenegros liegt mindestens 1.000 m.ü.M., gut 10 Prozent sogar über 2.000 m. Unser Reiseleiter meinte, es gibt im Frühjahr und Herbst Zeiten, in denen man vormittags Skifahren kann und nachmittags in der Adria baden. Wir durften von unserer Bahn aus den unter UNESCO-Schutz stehenden Flusslauf der Tara sehen, der sich an der tiefsten Stelle 1.300 m in das Hochgebirge der Durmitor schneidet. Nur der Grand Canyon in Arizona verweist diese tiefe Schlucht auf Platz 2. Völlig begeistert waren wir von der Tarabrücke, die sich in fünf Bögen über die Tara spannt und 150 m Fallhöhe.
Im Wintersportort Kolasin angekommen, waren dann die Temperaturen auch gleich anders. Im rustikalen Bauernhaus Vodenica erwartete uns ein offenes Feuer samt authentischen Essen der Bergregion: Käse, Schinken, Schweinegulasch, Lamm, Kalb- und Rindfleisch, Salate und zwei üppige Kartoffelgerichte, die gefühlte Tausende Kalorien hatten. Den Kaffee haben wir dann im Bianca Ski & Resort eingenommen, wo wir uns vorstellen konnten, was dort im Winter los ist. Auch jetzt war der Wintersport-Shop geöffnet, 2 Panoramarestaurant und ein riesiger Wellnessbereich versprechen ein schönen Apres-Ski-Programm. In Cetinje folgten wir den Spuren der Vergangenheit, war die überschaubare Stadt auf einer Hochebene zu Füßen des Lovcen bis zur Gründung der Republik Montenegro als Teil des sozialistischen Jugoslawiens das intellektuelle Zentrum des Landes. Die Bedeutung zeigt sich noch heute in den ehemals aufwendig gebauten Botschaften, Regierungsgebäuden und Palästen, heute sind hier tw. Museum und einige Fakultäten untergebracht. Beeindruckend die dreidimensionale Darstellung Montenegros im Maßstab 1:10.000. Unglaublich, dass man schon 1916 über derartige topographische Detailkenntnisse verfügte. Wir haben den Pavillon mit der Erkenntnis verlassen, dass Montenegro wirklich fast nur aus Bergen besteht. Ein weiterer Superlativ dann das Weingut Plantaze in der fruchtbaren Tiefebene im Südosten Podgoricas. Falls Sie sich nun fragen, warum ich nicht auf die Hauptstadt Podgorica selbst eingehe, so hat es damit zu tun, dass man hier zwar die Gegensätze des jungen Landes am stärksten sehen kann, hier moderne Hochhäuser, dort ein Plattenbauviertel, hier Eselsfuhrwerke, dort Limousinen aller westlichen Marken, aber die Stadt nicht wirklich ein touristisches Ziel ist. Man erreicht das Plantaze über eine alte Startbahn, bevor man eine stattliche Auffahrt erreicht. Eine fachmännische Führung erkläre uns dann den Weinkeller, in dem fast die gesamt Produktion lagert – kein Wunder der Fast-Monopolist hat sich in einem ehemaligen Flugzeughangar niedergelassen, in dem früher mal 27 Flugzeuge ihre Heimat hatten. Die anschließende Verkostung war so niveauvoll, wie wir sie auch noch nicht im Bordeux oder Piemont erlebt haben. Neben Vranac und Krstac gibt es autochtone Rebsorten – wir hatten vereinbart, dass wir die Weine selbst nach Gusto und Budget aussuchen und bezahlen – und es gibt Weine, die man sehr gerne neben seinem Bordeaux oder Amarone in seinem heimischen Keller hätte. Sehr beschwingt und wieder mal aufs angenehmste gesättigt fuhren wir anschließend am Skutari-See vorbei, von der Fläche so groß wie der Bodensee und im Verhältnis 2:1 Montenegro : Albanien aufgeteilt. Ein einziges Paradies, ohne Boote, Wassersportler und Surfbretter, dafür als Nationalpark das Revier für Ornithologen. In der Abenddämmerung wirkten die Berge drum herum für mich wie die Gegend in Guilin in China – die Stimmung war unglaublich schön. Als aufmerksamer Leser fällt Ihnen die Nähe zu Albanien auf, somit macht eine Rundreise in Kombination von Kroatien, Montenegro und Albanien wirklich Sinn. Nach so vielen Eindrücken haben wir uns dann entschlossen, einmal die Küche unseres Domizils zu nutzen, die als eine der feinsten des Landes gilt, was wir nur bestätigen können, wenn uns auch die rustikale Küche sowohl an der Adria (Fisch) als auch in den Bergen (Fleisch) mindestens so gut gemundet hat. Bevor es am nächsten Vormittag zurück zum Flughafen nach Durbrovnik ging, haben wir noch einen ausführlichen Hafenspaziergang in Tivat gemacht. Mit der Besichtigung eines noch vollständigen Museum-U-Boots wissen wir nun auch, wie eng es an Bord zuging. Amüsiert haben wir uns dann noch, als wir feststellten, dass ein von uns als Forschungsschiff eingestuftes riesiges Schiff „nur“ das Versorgungsschiff einer über Nacht dazu gekommenen Riesenjacht war – lt. Mister Google gehören beide einem russischen Oligarchen – wir fanden es spannend, mal mit Porto Montenegro in diesen Teil der Welt zu schnuppern. Die Gewinner unserer Reise sind aber eindeutig die Natur mit der Bucht von Kotor, der Bergwelt, dem Skutari-See, die Gastfreundschaft, das gute Essen und Trinken und die Versuche des jungen Staates Anschluss an Europa zu finden! Erwähnen möchte ich noch, dass das Schiff in der Bucht von Kotor bei unserer Ausflugsfahrt von drei Delphinen begleitet wurde, wenn das nicht für die intakte Natur spricht!